Das Tagebuch: Kapitel 1.0 – Prolog

15. April 2025

Ich weiß nicht, ob das hier ein Neuanfang wird oder der Anfang vom Ende. Vielleicht beides. Vielleicht nichts davon.
Aber ich muss irgendwo anfangen – also schreibe ich. In dieses leere Buch, das ich beim Packen in einer alten Kiste gefunden habe.
Wie passend.

Vor ein paar Wochen war mein Leben noch… nicht gut, aber zumindest konstant. Nadine und ich – zehn Jahre Beziehung, acht davon zu lang. Wir haben uns verloren, irgendwann irgendwo zwischen Routinen und Erwartungen. Dann kam der Bruch. Keine großen Dramen, kein Geschrei. Nur Stille. Und dann war sie weg.

Ohne sie war die Wohnung plötzlich zu groß, und ich zu klein darin. Ich funktionierte noch ein paar Tage. Arbeit, Kaffee, Schlaf. Dann wurde ich auch dort „freigestellt“ – mit einem Händedruck und diesen leeren Worten, die klingen sollen wie Mitleid, aber nichts als Erleichterung sind. Ich war zu langsam, zu unkonzentriert, zu müde. Sie hatten recht.

Dann kam dieser Brief. Ein offizieller Umschlag, dickes Papier, der Name eines Notars auf dem Siegel. Ich wäre fast nicht hingegangen. Ich dachte, es sei ein Irrtum – ich kenne niemanden, der ein Testament hinterlassen würde, in dem ich vorkomme.

Aber ich ging.
Ein kleines Büro, schwerer Teppich, abgestandene Luft. Der Notar begrüßte mich mit einem Blick, als hätte er mich erwartet – als wäre das alles längst beschlossen.

Ich war allein. Kein weiterer Erbe, keine entfernte Familie. Nur ich.
Dann las er vor.

Ein Haus. Ein Anwesen, irgendwo auf dem Land. Geerbt von einem Verwandten, dessen Namen ich noch nie gehört hatte. Keine weiteren Erben. Keine Rückfragen. Nur eine Bedingung: Ich muss dort leben. Mich darum kümmern. Und alles andere – alles, was war – hinter mir lassen. Es gibt keine Rückfahrt. Keine Absicherung. Nur die Entscheidung. Jetzt.

Ich hätte gehen sollen. Fragen stellen. Nachdenken.
Aber da war nichts mehr, das mich hielt.

Also sagte ich ja.