Das Tagebuch: Kapitel 1.3 – Die erste Nacht und Schreie aus dem Wald
- Das Tagebuch: Kapitel 1.0 – Prolog
- Das Tagebuch: Kapitel 1.1 – Der Umzug, die Selbstzweifel und die Ankunft
- Das Tagebuch: Kapitel 1.2 – Das Haus
- Das Tagebuch: Kapitel 1.3 – Die erste Nacht und Schreie aus dem Wald
- Das Tagebuch: Kapitel 1.4 – Die Mitbewohnerin
22. April (Früh Morgens)
Ich wurde mitten in der Nacht von Schreien aus dem Wald aus dem Schlaf gerissen.
Sie waren schrill, verzweifelt, fast so, als rufe jemand um Hilfe – oder vielleicht auch vor etwas, das näher kommt.
Ohne groß nachzudenken, schnappte ich mir die Taschenlampe und rannte aus dem Haus, dem Klang hinterher.
Nach einer gefühlten Ewigkeit des Laufens, zwischen knorrigen Bäumen und dichtem Unterholz, stieß ich auf ein junges Mädchen. Sie war unter einem Baum eingeklemmt, die Beine eingeklemmt unter Ästen und Wurzeln.
Ich befreite sie so schnell ich konnte.
Bevor sie davonrannte, drückte sie mir ein kleines Buch in die Hand.
Ich wollte ihr folgen, doch sie war wie vom Erdboden verschluckt – einfach verschwunden.
Auf dem Rückweg fiel mir etwas Seltsames auf: Die hohe Mauer um das Haus war verschwunden.
Das Haus wirkte im Licht meiner Taschenlampe viel neuer, fast… neu gebaut.
Überall um das Grundstück herum blühten Blumen, die ich vorher nicht gesehen hatte.
Am Himmel stand ein blutroter Vollmond und tauchte die Szene in ein unheimliches Licht.
Als ich wieder im Haus war, fiel mir auf, dass der Boden unter meinen Füßen kein Geräusch machte.
Die Tür schloss sich leise, ohne das übliche Quietschen.
Ein merkwürdiges Gefühl überkam mich – als wäre alles noch fremder, noch rätselhafter als zuvor.
Das Buch, das ich noch in der Hand hielt, war fest verschlossen und mit goldenen Schlangen verziert. Es wirkte schwer, als ob es mehr bewahren würde, als ich ahne.
Zu müde, um weiter darüber nachzudenken, legte ich es auf den Tisch und sank zurück auf die Couch.