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Das Tagebuch: Kapitel 2.1 – Mein neues Leben, zwischen hier und dort

Dieser Eintrag ist Part 7 von 8 in der Serie Das Tagebuch

23. April (kurz nach Mitternacht)

Ich sitze noch immer hier.
Die Augen draußen verschwinden nicht.
Sie laufen auf und ab – immer um das Grundstück herum. Rastlos.
Wie Raubtiere vor einem Käfig, nur dass ich der bin, der eingeschlossen ist.
Oder vielleicht bin ich der, der geschützt wird?

Hinter dem Haus habe ich in der Dämmerung einen großen Garten gesehen.
Reihenweise Pflanzen, prall und bereit zur Ernte – obwohl ich gestern noch verwilderte Beete sah.
Jetzt wirkt alles… gepflegt. Bereit.
Aber von wem?

Am Himmel stehen drei Monde.
Drei.
Keiner von ihnen sieht aus wie der Mond, den ich kenne.
Einer leuchtet bläulich, fast kalt. Der zweite ist rötlich, wie glühender Stein.
Der dritte pulsiert… als würde er atmen.
Auch der Himmel hat andere Farben – als hätte jemand die Palette der Welt neu sortiert.

Etwas stimmt nicht.
Nicht nur mit dem Haus. Nicht nur mit dieser Nacht.
Mit mir.

Was, wenn der Biss etwas verändert hat?
Was, wenn ich nicht mehr nur hier bin… sondern auch dort?
Wo auch immer „dort“ ist.
Ich weiß nicht mehr, was Traum ist und was real.

Die Katze ist verschwunden.
Das Mädchen… keine Spur.

Es ist still.
Zu still.

Nur draußen…
Die Augen.
Sie starren hinein, direkt auf mich.
Kein Blinzeln, keine Bewegung. Nur dieses stetige, fordernde Beobachten.

Immer wieder schlagen Feuerkugeln – oder was auch immer das ist – gegen die Luft, als würde etwas versuchen, hier einzudringen.
Doch es gibt eine Art… Kuppel.
Unsichtbar, aber da.
Wenn die Geschosse auftreffen, flackert es für einen Moment, wie Wasser, das Licht bricht.
Nichts kommt durch.
Noch nicht.

Was ist das hier?
Ein anderes Land? Eine andere Welt?
Ein Irrtum?

Ich weiß nicht mehr, worauf ich mich eingelassen habe.
Mein Arm brennt.
Der Schmerz zieht bis in die Schulter, pocht mit meinem Herzschlag.
Der Biss hat sich verfärbt – schwarzblau, mit einem rötlichen Schimmer.

Mir ist heiß.
Schweiß tropft mir von der Stirn, aber ich zittere.
Fieber?
Meine Sicht verschwimmt, ich kann kaum noch schreiben.
Alles rauscht.
Als würde mein eigener Körper sich gegen mich wenden.

Ich will nicht schlafen.
Ich darf nicht schlafen.

Wenn ich einschlafe…
Was, wenn die Kuppel verschwindet?
Was, wenn sie hereinkommen?

Ich muss warten.
Ich muss auf das Mädchen warten.
Ich habe Fragen.
Ich will Antworten.
Ich…


(Der Eintrag endet abrupt. Die Tinte verläuft leicht, als hätte die Hand gezittert. Danach: Stille.)

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